JE GRÖSSER, DESTO LIEBER
Das ehemalige Werksgelände der Akzo Nobel liegt auf einem 110.000 qm großen Areal mitten in Köln-Bickendorf. Die Kölner staunen nicht schlecht über die gewaltigen Dimensionen dieses »Afbrochs«“ (Kölsch für Abbruch). Für die Profs von Hagedorn ein ganz »schöner« Auftrag. Baggerfahrer Volker Lühr wirft die Maschine seines Hitachi ZX 670 an. 469 PS brüllen auf.
Heute geht es dem maroden Industriegebäude an den Kragen. Er kippt sein Führerhaus nach hinten, um eine bequeme Sicht auf die Betonschere zu haben, mit der er sich in rund 30 Metern Höhe am oberen Stockwerk zu schaffen macht.
Eine Herausforderung, so groß wie 15 Fußballfelder
Die Baustelle liegt im Kölner Stadtteil Bickendorf. Das ehemalige Werksgelände von Akzo Nobel, auf dem früher Farben und Lacke gemischt wurden, wird einem modernen Gewerbe-park und Logistikzentrum weichen. Der neue Investor SEGRO möchte erhaltenswerte Bestandsgebäude revitalisieren. Nicht mehr zeitgemäße Immobilien sollen zurückgebaut und in mehreren Bauabschnitten durch moderne Neubauten ersetzt werden. Das Gelände ist 110.000 qm groß. Davon sind 48.000 qm bebaut. 255.000 cbm umbauter Raum sind vorab zu entkernen.
Im Anschluss umfasst der Auftrag die Schadstoffsanierung (PCB, Asbest, KMF) innerhalb der abzubrechenden Gebäude, den Abbruch der Baukörper sowie die Aufbereitung der mineralischen Beton- und Baustoffmengen zum zertifzierten RC-Material. Hinzu kommen zahlreiche Erdarbeiten wie zum Beispiel die Dekontaminierung einiger Bereiche, in denen Schwermetalle und MKW´s in verschiedenen Stellen des Erdreichs entdeckt wurden. Die Sonderentsorgung der kontaminierten Materialien und die Auffüllung der Gelände sowie die Erstellung eines tragfähigen Baugrunds bis zur vereinbarten Übergabehöhe übernimmt Hagedorn ebenfalls.
Das Hagedorn-Team ist von Juni 2015 bis voraussichtlich Juli 2016 in Köln. Neben dem Hitachi ZX 670 sind noch ein zweiter Longfrontbagger mit 25-Meter-Ausleger sowie ein Bagger CAT 329, zwei CAT 336, zwei CAT 349, eine raupenmobile Brecheranlage mit Sieban-lage (MR 130Z EVO 2), zwei Radlader CAT 966, ein Mobilbagger CAT 318 und diverse Kleinge-räte vor Ort. »Gewohntes Business für alle Beteiligten ist die Unterteilung des Projekts in fünf Bauphasen. Das erfordert eine exakte Planung und Disposition des Geräteeinsatzes.
Während auf einem Teil des Geländes die Bagger noch die alten Gebäude des Chemiewerks abbrechen, werden auf einem anderen Abschnitt bereits der neue Gewerbepark hochgezogen.
Keine unliebsamen Überraschungen
Stefan Quadt, Geschäftsführender Gesellschafter von Tektoplan Schütz, Stock & Partner, die SEGRO deutschlandweit im Bereich des Projektmanagements und der Projektsteuerung unterstützen, lobt die übersichtlichen Baustellenabläufe: »Hagedorn hat die interne Baustellenlogistik sehr gut organisiert. Wir stehen ständig miteinander in Kontakt. Wenn es mal kritisch werden sollte, erkennen wir das frühzeitig und können gemeinsam Gegensteuerungsmaßnahmen definieren. Das gibt Sicherheit.«
Bei alten Werksimmobilien kann man durchaus auf die ein oder andere Überraschung stoßen. Das ist in Köln nicht der Fall. »Ich habe selten einen so sauber übergebenen Industriestandort gesehen«, lobt Hagedorn Projektleiter Jörg Stachowski. Neben den massiven Gebäuden müssen die Spezialisten von Hagedorn insgesamt 35 Erdtanks Rückbauen und haben es unterm Strich mit ca. 13.000 qm teerstämmigen und bitumengebundenen Dachpappen und ca. 11.000 qm Asbestflächen zu tun. Der gesamte Abbruch fndet in Begleitung mit den Sachverständigen des Gutachterbüros Mull und Partner statt.
Ca. 80.000 Tonnen Bauschutt
Die Betonschere durchschneidet Wände und Decken, als wären sie aus Butter. Stück für Stück zerlegt Volker Lühr das Gebäude, das in den letzten Wochen vom Hagedorn-Team komplett entkernt wurde. Alle nichtmineralischen Baustoffe sind ausgebaut und entsorgt. Wenn Volker, der Baggerfahrer, seinen Job gemacht hat, sind von den Gebäuden nur noch einige Haufen groben Schutts übrig. Dieser wird sukzessive in die Brecheranlage aufgegeben. Die Prallmühle rotiert, ein Magnetabscheider zieht die Moniereisenanteile heraus. Übrig bleiben 80.000 Tonnen zertifzierter Beton- und Ziegelbauschutt. Betonbauschutt wird auf eine Korngröße von 0–45 mm gebrochen und für den Unterbau der neu zu erstellenden Gebäude und befestigten Außenanlagen genutzt.
Entsorgung vom Feinsten
Für die komplette Entsorgung und die Anlieferung des benötigten Füllmaterials ist das Gütersloher Wertstoffzentrum zuständig, welches zur Hagedorn-Unternehmensgruppe gehört. Geschäftsführer Frank Kramer ist zufrieden: »Hier in Köln müssen wir rund 11.000 qm Asbestzementplatten entsorgen und reichlich PCB-belastete Farbanstriche entfernen. Letzteres geschieht mit einem ganz speziellen Sandstrahlverfahren. Den unbelasteten Bauschutt recyceln wir dann auf der Baustelle. Außerdem brauchen wir noch mehr als 50.000 cbm Boden für die Baugrubenverfüllung.« Die Organisation dieses zusätzlichen Materials ist dank des hervorragenden Netzwerks des Gü-tersloher Werkstoffzentrums eine Routineaufgabe.
Alles läuft nach Plan
Es ist Mitte Dezember. Der oberirdische Abbruch der Phase 1 und 2 sind komplett abgeschlossen, die Phasen 3 und 4 zu 70 % Prozent. In Phase 5 sind Sanierung und Entkernung bereits erledigt, mit dem Abbruch wurde begonnen. »Wir sind mit der Gesamtabwicklung der Firma Hagedorn sehr zufrieden und voll in der Zeit«, freut sich Stefan Quadt von Tektoplan.