Die Husum Wind vereint jährlich Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen der Windenergiebranche. Nach dem Bauboom von Windrädern in den 90er-Jahren wird inzwischen auch immer öfter Repowering zum Thema. Hagedorn, Deutschlands Rückbauspezialist für Windkraftanlagen, weiß, wie es geht. Wer mit offenen Augen durch die Landschaft fährt, wird immer öfter sehen, dass mächtige Windkraftwerke, höher als die meisten Fernsehtürme, ganze Regionen prägen. Teilweise 200 m hoch ragen die heutigen Modelle in den Himmel, neue mit bis zu 300 m Höhe sind schon in der Umsetzung.
Mehr als 27.000 der ökologisch wertvollen riesigen Rotoren drehen sich seit dem Boomstart der Windräder vor knapp 20 Jahren schon in Deutschland – und ihre Zahl wächst täglich an. Doch was passiert mit den damaligen Pionieren der Energiewende, die in der Regel nach einem Vierteljahrhundert ihre Leistungsgrenze erreichen? Dann greifen die Hagedorn-Experten ins Rad.
Die Windkraftrückbauermachen den Weg frei für neue, deutlich leistungs-fähigere und noch umweltschonendere Anlagen. Zum Beispiel in Haarbrück: Wenn Ralf Voßhenrich und sein Team in der Nähe eines Windrades auftauchen, ist eines klar: Den Anlagen geht es an den Kragen. Im Gepäck hat der Hagedorn-Experte meist großes Gerät – je nach Anlagentyp. Bei einem Modell in Haarbrück bei Beverungen haben es die Rückbauprofs mit einem besonders harten Brocken zu tun. »Vor 20 Jahren stellte man den Rumpf bzw. Turm der Anlagen oft in Ortbetontechnik her«, erklärt Voßhenrich, der bei Hagedorn für den WKA-Rückbau zuständige Fachmann. Das heißt, Türme wurden in Gleitschalung von unten nach oben sukzessive aus Beton gegossen. Das Haarbrücker Modell besteht aus Spannbeton. Bei dieser ursprünglich aus dem Brückenbau stammenden Bauweise sorgen zusätzliche Spannseile in der Betonstruktur für den Ausgleich der Druck- und Zugspannung im Betonkörper.
»Die Spannbetontechnik erfordert spezielle Rückbaumaschinen und entsprechendes Know-how«, ergänzt der Prof. Der Abbau eines solchen Windrades ist ähnlich aufwendig wie sein Aufbau. Die in Beton gegossene Wahrheit heißt in diesem Fall: 875 t Beton der harten Sorte sollen im Zuge des Repowering verschwinden.
ABBAU FÜR DEN AUSBAU
Parallel zum Ausbau der Windenergie endet der Betrieb betagter Anlagen aus wirtschaftlichen Gründen meist nach 20 bis 25 Jahren. Sie werden dann gegen moderne, deutlich effzientere Modelle ausgetauscht, genannt Repowering. Dabei arbeitet Hagedorn eng mit dem Marktführer für Windenergieanlagen, Enercon, zusammen. Das Auricher Unternehmen leistet in Haarbrück Vorarbeit und entfernt die oberen zehn Meter des insgesamt 98 m hohen Turms, das Stahlsegment, im Zuge der Anlagendemontage. In 88 m Höhe machen sich anschließend die Experten von Hagedorn ans Werk.
Am Start sind außerdem ein Autokran und ein 70-m-Seilbagger – einer der höchsten Deutschlands – mit einer 14 t Abbruchschere. Vier Mal lässt das Team zunächst die Seilsäge zeigen, was sie kann. Sie trennt wuchtige Betonteile von jeweils 4,50 m Länge langsam, aber sicher vom Rumpf ab. Der Autokran hebt die nach unten größer werdenden Ringen mit einem Durchmesser von bis zu 3 m und einer Wandungsstärke von 30 cm schließlich ab und lässt sie gen Boden schweben. Anschließend wird der Turm mittels Seilbagger und Abbruchschere von 70 m auf 8 m heruntergekniffen. Nun ist der verbleibende Turmstummel für den zusätzlich vorgehaltenen 40 t Bagger ein Klacks. Ralf Voßhenrich: »Wir machen es komplett.«
Selbstverständlich arbeiten er und seine Kollegen hoch konzentriert und unter der Maßgabe »Safety first«. Der Bereich Health & Safety ist beiden Unternehmen wichtig. Ob in großer Höhe am Turm oder in Rumpfnähe gearbeitet wird: Die Männer wissen um die potenzielle Gefahr und halten alle Sicherheitsvorschriften penibel ein. Dass das sach- und fachgerecht geschieht, darauf achtet ein externer Healthand-Safety-Beauftragter. Nicht umsonst sorgte das Hagdorn-Team vor den Rückbauarbeiten für einen 4 m hohen Schutzwall rund um den Turm. So poltert jedes abgekniffene Stück Beton des Turmes in den abgesicherten Bereich.
Ralf Voßhenrich: »Die Herausforderung besteht immer wieder darin, praktikable und funktionierende Lösungen des Rückbaus zu finden und gleichzeitig die Sicherheitsvorschriften zu 100 Prozent zu erfüllen.« Für Enercon erarbeitete der Bauingenieur vier verschiedene Rückbaualternativen. »Wir haben bei Hagedorn das Knowhow und die Maschinen, um unterschiedliche Verfahren des Rückbaus anzuwenden. Unsere Kunden profitieren von der gesamten Prozesskette bis zur Fundamentbeseitigung. Ein WKA-Rückbau durch Hagedorn läuft schnell, professionell, sauber und Umfeld schonend ab. Und der Auftraggeber hat dabei genau einen Ansprechpartner«, fasst Voßshenrich die Vorteile zusammen. Das fndet auch Marktführer Enercon komfortabel, denn in Deutschland stehen in den nächsten Jahren allein ca. 100 Räder ähnlicher Bauart an.